Im Schreib-Forum gibt es neben der Übung "Schreiben gegen die Zeit" auch eine etwas länger laufende Übung mit dem Namen 7-14-7. Dabei wird 7 Tage über ein Thema abgestimmt, dann hat man (bis zu) 14 Tage Zeit für die Schreibarbeit und im Nachgang wird noch 7 Tage über den Gewinner abgestimmt.
Ich hatte mir immer vorgenommen, daran teilzunehmen. Bei Übung Nr. 104 hat es dann fast richtig geklappt. Ich konnte mich für keines der Themen entscheiden, aber wollte dennoch mitmachen. Kein Problem, Ideen für alle drei Themen hatte ich und hab auch schon drauf losgeschrieben. Am Ende kam mir leider etwas dazwischen und ich habe die Texte nicht fristgerecht eingereicht - aber außerhalb der Wertung konnte ich sie natürlich trotzdem posten. Und ihr kommt hier auch in den Genuss!
Hier die Aufgabenstellung: Eure Figur isst zu Mittag; es gibt etwas, das ihr gut schmeckt. Idealerweise isst die Figur alleine, denn die Szene soll ohne Dialog stattfinden. Beschreibt Aussehen, Geschmack, Textur des Essens, ohne dass es langweilig wirkt. Die Rahmenhandlung sollte sich auf den Vorgang der Nahrungsaufnahme beschränken. Mindestens 250, maximal 500 Wörter.
Diese Aufgabe war nicht ganz leicht, weil ich nie viel über Nahrungsaufnahme nachgedacht habe. Auch die Beschreibung von Essen selbst hatte ich noch nicht allzu oft. Eine kleine Herausforderung, aber ich wollte mal sehen, wie ich die Idee umsetzen konnte.
Euer Sascha
Isst man nur selten etwas wirklich Gutes, dann muss man das auch zelebrieren. Das war zumindest seine Herangehensweise. In unregelmäßigen Abständen musste er sich einfach sein Leibgericht gönnen, diese einzigartige Komposition aus Form, Textur, Duft und Geschmack. Trotz der Unregelmäßigkeit war es ein Fixpunkt in seinem Leben, an den er immer wieder zurückkehrte. Und dabei hatte es in ritualartiger Manier zur Perfektion gebracht. Wann immer es mal wieder so weit war, bereitete er sich bereits Tage vorher darauf vor. Der Kochvorgang brauchte auch einige Zeit, aber das Drumherum war für Francesco das, was es besonders machte.Er deckte sich seinen Tisch immer auf die gleiche Art. Eine rot und weiß karierte Tischdecke aus einem glatten Stoff, dessen Namen er nicht kannte, lieferte die Grundlage für sein Ensemble. Sie passte überhaupt nicht zur sonstigen Einrichtung, machte dabei aber die Besonderheit der Situation deutlich. Ein dreiarmiger Kerzenständer aus poliertem Silber sorgte etwas abseits der Tischmitte für ein stimmungsvolles Licht. Der Fuß des Leuchters war einst fein ziseliert, aber die Jahre hatten dem Metall nicht gutgetan. Irgendwann würde Francesco ihn ersetzen, aber es musste schon ein besonderes Stück sein.
Das gute, fast schon edle Geschirr durfte ebenso wenig fehlen wie das Besteck. Porzellan, handgefertigt von einem Meister seines Fachs hatte man ihm einst gesagt, kaum benutzt und daher fast wie neu. Elfenbeinfarben ohne unnötige Schmuckelemente. Messer und Gabel aus versilbertem Edelstahl, lang und elegant. Besonderes Essen braucht besonderes Zubehör. Nicht fehlen darf das Weinglas aus Kristallglas mit seinem hochwertigen Glanz für den ähnlich hochwertigen Roten.
Das Highlight ist aber natürlich Francescos Mahl selbst. Das Fleisch zart und rosig, in den eigenen Innereien stundenlang bei nur leichter Hitze gegart, glänzt im Licht der Kerzen, als wäre es noch immer mit Leben gefüllt. Die feinen runden Kartoffeln reflektieren ebenfalls das Licht und geben dem Fleisch damit von der einen Seite ein besonderes Leuchten. Sie sind selbst mit nur einer Fingerspitze Petersilie bestreut, die frisch aus dem Garten kommt und ihren herrlichen Duft verströmt, ohne von der Hauptzutat abzulenken.
Das gilt auch für das ungesalzene Gemüse auf der anderen Seite des Fleisches. Zu viel Salz sei ohnehin nicht gesund, Francesco fand den Geschmack aber vor allem sehr penetrant. Es lenkte ihn zu sehr ab. In einer einfachen metallenen Sauciere neben dem Teller ist das letzte Puzzlestück, eine weißlich schimmernde Sauce, die aus Francescos Sicht alles abrundet. Sie ist fast naturbelassen, nur ein wenig Pfeffer und Muskat sind ihr zugegeben, um etwas Würze zu liefern.
Francesco nimmt die Sauciere und gießt kleine Mengen erst über Kartoffeln und Gemüse, dann über das Fleisch. Mit dem Messer schneidet er nach und nach Stücke aus allem heraus und genießt die Kombination der unterschiedlichen Bestandteile. Ein Feuerwerk der Freude startet in seinem Kopf, teils ist es der reine Genuss, teils ist es die Vorfreude auf weitere Portionen. Er hatte noch genug, die junge Frau war schließlich fast 1,70 Meter groß.
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