Im Schreib-Forum gibt es neben der Übung "Schreiben gegen die Zeit" auch eine etwas länger laufende Übung mit dem Namen 7-14-7. Dabei wird 7 Tage über ein Thema abgestimmt, dann hat man (bis zu) 14 Tage Zeit für die Schreibarbeit und im Nachgang wird noch 7 Tage über den Gewinner abgestimmt.
Ich hatte mir immer vorgenommen, daran teilzunehmen. Bei Übung Nr. 104 hat es dann fast richtig geklappt. Ich konnte mich für keines der Themen entscheiden, aber wollte dennoch mitmachen. Kein Problem, Ideen für alle drei Themen hatte ich und hab auch schon drauf losgeschrieben. Am Ende kam mir leider etwas dazwischen und ich habe die Texte nicht fristgerecht eingereicht - aber außerhalb der Wertung konnte ich sie natürlich trotzdem posten. Und ihr kommt hier auch in den Genuss!
Hier die Aufgabenstellung: Eure Figur ist allein und entdeckt einen Geheimgang, eine antike Grabkammer oder Ähnliches. Im Mittelpunkt der Szene soll wiederum die Beschreibung der Örtlichkeit stehen, aber ein paar Gefühle ob der Besonderheit der Situation sind natürlich erlaubt. Mindestens 250, maximal 500 Wörter.
Bei diesem Stichwort, das es in der Abstimmung dann auch geworden ist, war ich sofort sicher, was ich machen will. Es für sich eventuell auch irgendwann mal gut in meine anderen Projekte ein, aber das werde ich noch sehen. Alles in allem hätte ich ein etwas höheres Wortlimit brauchen können, bin aber auch so recht zufrieden damit.
Euer Sascha
Die alten Schriften waren eindeutig und sie hatte es bei jeder Gelegenheit den Ordensschwestern wieder und wieder erklärt. Geglaubt hatten sie ihr nicht, aber das änderte nichts an ihrer Überzeugung. Die Höhle war da und sie strahlte nur so vor Macht! Und jetzt stand Isobelle direkt am Eingang und sog diese Macht in sich auf. Die magische Energie, die ihr entgegenstrahlte, ließ die Luft flimmern wie über einer heißen Kerze. Isobelle schloss die Augen, atmete tief ein und fokussierte sich, um nicht übermannt zu werden.
Als sie die Augen wieder öffnete, hatte das Flimmern abgenommen. Die Höhlenwände waren jetzt klarer zu erkennen. Die Jahrhunderte im Verborgenen hatten Spuren hinterlassen. Der einst glatte Stein, der den Höhleneingang gute drei Schritt weit auskleidete, hatte sichtbare Risse. Runen und Malereien, die laut der Schriften jegliche Eindringlinge vor Gefahren warnen sollten, sind fast vollständig verblasst oder abgesplittert. Isobelle wusste zu ihrem Glück, was sie erwartete.
Vor ihr lag ein dunkler, stufenloser Gang, der in einer leichten Biegung nach links tiefer nach unten führte. Die Wände hier waren weder behauen noch bemalt, sondern einfach der dunkle, kalte und feuchte Stein, aus dem hier alles bestand. Niemand hatte sich die Mühe machen wollen, für mehr Glanz als notwendig zu sorgen. Der Schatz der Höhle musste Ansporn genug sein.
Es hatte auch niemand für mehr Licht als notwendig gesorgt, weshalb Isobelle ihre Hand zur Faust schloss und dann langsam öffnete. Das schwache Leuchten, das sie erzeugen wollte, überwältigte sie beinahe, denn durch die Magie in der Luft strahlte es wie die Sonne. Mühsam brachte sie es unter Kontrolle und begutachtete den Weg vor sich. Er war vollkommen langweilig, schmucklos und uninteressant. Langsam setzte sie ihren Weg fort, Schritt für Schritt immer weiter in einer spiralförmigen Bewegung am nackten Fels entlang nach unten.
Nach wenigen Minuten, die ihr wegen der Eintönigkeit wie Stunden erschienen, flachte der Boden merklich ab. Es ging nicht mehr tiefer, sondern jetzt weiter in das Felsmassiv hinein. Aber auch die Luft um sie herum war anders. Nein, nicht die Luft. Die Aura des Ortes. Nahe dem Eingang hatte sie die Kälte des grauen Felsens, die Feuchtigkeit, den Staub der Jahrhunderte gespürt, ohne dass sie es wirklich hätte berühren können, weil es von der Energie getragen wurde. Hier war es anders. Kein Staub, keine Feuchtigkeit, keine Kälte. Reine Energie. Die Luft schmeckte nicht frisch wie an der Oberfläche, aber doch merklich anders. Nicht frisch, aber erfrischend. Sie sog alles in sich auf und ging weiter.
Bereits nach kurzer Zeit erstreckte sich vor Isobelle eine gewaltige Halle. Weiß strahlende Säulen stützten eine Decke, die nur zu erahnen, aber nicht wirklich zu sehen ist. Gewaltige gusseiserne Feuerschalen, die um die Säulen herum platziert sind, verbreiten eine Wärme, die in mehreren Schritt Entfernung spürbar ist. Was darin verbrennt oder wer sie entzündet hat, kann Isobelle nicht sagen. In der Entfernung, genau gegenüber dem Gang, den sie beschritten hat, leuchtet ein bläulicher Schein so hell, dass er trotz der Distanz als etwas anderes wahrgenommen werden kann. Pure, manifestierte Magie.
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